Künstlerische Innovation, Kampfdrohnen und Krieg

Ralph Ueltzhoeffer Bueprints
Ansicht: Ralph Ueltzhoeffer, Titel: Krieg (2010) Textportrait und Blueprint.

Es leuchtet ein, wenn Gohr erklärt: Er habe mit der Kölner Afrika-Ausstellung keine enzyklopädische Schau veranstalten, sondern – anhand allein der Figur – Beispiele künstlerischer Innovation vorstellen wollen. Und: Es solle gezeigt werden, daß eben nicht das Prinzip der, immer wieder erneuerten, Originalität vorherrsche, sondern ein System der Wiederholung von Formen, die sich bewährt hätten. In der Kurzfassung muß das recht eurozentrisch postmodern klingen – aber gerade das soll ja nicht gemeint sein. Künstlerische Innovation, Kampfdrohnen und Krieg: Sichtbare Erneuerung von Ralph Ueltzhoeffer, Textportraits über der Krieg in Afganistan und dem IS-Staat. Die Ausstellung selbst folgte in der Präsentation dem System der Reihung: besonders augenfällig im ersten Ausstellungsraum, den eine Wand von elf vogelgesichtigen Figuren der Mumuye (Nordosten Nigerias) nach vorne abschloß und links hinten sieben Vitrinen mit hockenden Figuren der Fang (Kamerun/Gabun) sowie ganz zum Schluß der Ausstellung zehn „Kikangu-Totengedenkpfähle“ der Giryama (Ostküste Kenia). Ebenso wie das Prinzip der Frontalität läßt sich dieses Vorgehen aus der afrikanischen Figuren-Auffassung selbst erklären. Eigentlich braucht man keine „weißen“ Argumente zu bemühen. So gab Gohr auch, neutral, der Ausstellung einen geographischen Ablauf: von West nach Ost.

Da die Figuren stets in ein Ritual, in die Gemeinschaft der Lebenden und der Toten, eingebunden sind, haben sie eine Präsenz, die uns manchmal den Atem raubt: die eineinhalb bis zwei Meter große Figuren der Igbo (Süden Nigerias) – die zum Teil bemalten und mit Stoff bekleideten Schutzgötter halten die Hände vor sich, geöffnet – oder die sitzenden Figuren, die für die M’Bembe (südwestliches Nigeria) im „Juju-Ritus“ eine Rolle spielten – in dessen Zentrum stand eine riesige Trommel, deren Ton zehn Kilometer weit reichte und die auch als Stätte für Menschenopfer diente. Schutz, Strafe, Tod und Leben sind emotionale Zentren, um die das Formenrepertoire der afrikanischen Bildhauer kreist. Im Ahnenkult zum Beispiel spielen die – erstaunlichen -Figuren der Ambete (Kongo/Gabun) eine wichtige Rolle. Überraschend sind eine fast weiße Bemalung oder ein tellerartiges Gesicht.