Joseph Beuys


Titel: „Joseph Beuys“, Text Portrait von Ralph Ueltzhoeffer, Digitalprint (C-Print) auf Fotopapier auf Aludibond aufgezogen. (70 x 90 cm). Courtesy A. Poe, Blum Roberts, Exhibition No. 342-A, Ralph Ueltzhoeffer.

Joseph Beuys, Portrait/Porträt – Textportrait Joseph Beuys – Biographie: Ralph Ueltzhoeffer 2009 [DE] (Text: 20.06.09 Wikipedia.org – Joseph Beuys) Joseph Heinrich Beuys (Aussprache: [b??s]; * 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf) war ein deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Pädagoge. Joseph Beuys setzte sich in seinem umfangreichen Werk mit Fragen des Humanismus, der Sozialphilosophie und Anthroposophie auseinander […] Text: Joseph Heinrich Beuys * 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf) war ein deutscher Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner, Kunsttheoretiker und Pädagoge.

Joseph Beuys Biographie/Lebenslauf:

1921
Am 12. Mai 1921 wurde Joseph Beuys – Sohn des Josef Jakob Beuys und seiner Frau Johanna, geb. Hülsermann – in Krefeld geboren; im Herbst Übersiedlung der Familie nach Kleve.

1930
Der Vater eröffnete in Rindern bei Kleve eine Mehl- und Futtermittelhandlung.
Das Verhältnis zu meinen Eltern kann man nicht als eng bezeichnen. Im Gegenteil, ich musste mich sehr früh selbst versorgen. Die Zeit damals war schwer, sie wirkte unheimlich bedrohlich und bedrückend auf mich als Kind. Ich hatte allerdings eine sehr nachhaltige Beziehung zur Niederrheinischen Landschaft und zu Kleve.

1938
Eine strenge katholische Erziehung liess den Ideologien der Nazi-Diktatur wenig Einflussmöglichkeit. Als Hitlerjunge nahm Beuys am Sternmarsch nach Nürnberg teil.

«Skrupel dagegen gab es bei mir überhaupt nicht, höchstens bei meinen Eltern. Man muss ja zugeben, dass – etwa im Gegensatzzu heute – damals die Situation für die Jugendlichen in gewisser Weise ideal war, um sich auszuleben. Es kann keine Rede sein, dass wir manipuliert worden sind; gut, man stand in Reih und Glied und trug eine Uniform, aber ansonsten fühlten wir uns frei und unabhängig. Allerdings empfand ich mich, aus einer inneren Protestsituation heraus, stets als Aussenseiter, sowohl im Elternhaus, wie in der Schule, aus der man mich einige Male entfernen wollte – als auch in der Hitlerjugend».
Die Schulzeit in Kleve wurde begleitet von regelmässigen Besuchen im Atelier des Klever Bildhauers Achilles Moortgat, der sich vor allem Constantin Meunier und Georg Minne verpflichtet fühlte. Photos von Skulpturen Wilhelm Lehmbrucks, der damals als entartet galt, gaben dem jungen Beuys «das erste wirkliche Gefühl für Plastik».

1941-42
Der Absicht, nach dem Reifevermerk an der Hindenburg-Ober-schule in Kleve ein Medizinstudium zu beginnen, stand die Einberufung zum Militärdienst entgegen. Aufgrund eines starken naturwissenschaftlich-technischen Interesses entschloss sich Beuys für die Luftwaffe; in Posen und Erfurt begann die Ausbildung, zunächst als Bordfunker.

1943-1945
Es folgte der Einsatz als Funker, Bordschütze und später auch als Flugführer in Süditalien, Kroatien, in der Ukraine, und auf der Halbinsel Krim.
Beim Flug über einer feindlichen Flakstellung wurde das Flugzeug von einem russischen Geschütz getroffen. Obwohl es gelang, die Maschine hinter die deutsche Linie zu bringen, stürzte sie bei
einem plötzlich einsetzenden Schneesturm ab. Tataren entdeckten den Schwerverletzten «in einer völligen Einöde oben am Flaschenhals der Krim» in den Trümmern der JU 87 und pflegten den meist Bewusstlosen etwa acht Tage; ein deutsches Suchkommando veranlasste schliesslich die Überführung in ein Militärlazarett.

Tod des Freundes Fritz Rolf Rothenburg im Konzentrationslager Sachsenhausen, der Beuys mit Rudolf Steiners anthroposophi-schen Vorstellungen und der Idee eines neuen sozialen Organismus vertraut gemacht hatte.
Einsatz in Nordholland, an der Nordseeküste und in Oldenburg bei der sogenannten «Gespenster-Division Erdmann», einer Fallschirmjägereinheit, die aus zersprengten Truppenkontingenten notdürftig zusammengestellt worden war.
Bei seiner fünften schweren Verwundung erhielt Beuys kurz vor Kriegsende das goldene Verwundetenabzeichen. In Cuxhaven geriet er in britische Kriegsgefangenschaft.

1946
Nach der Rückkehr in die elterliche Wohnung in Kleve-Neu-Rin-dern bestärkten Kontakte mit dem Bildhauer Walter Brüx und dem Maler Hanns Lamers Beuys in dem Entschluss, sich neben naturwissenschaftlichen Studien nun ganz seinen künstlerischen Interessen zu widmen und sich als Bildhauer ausbilden zu lassen. Erste Begegnung mit Hans und Franz Joseph van der Grinten, Bauernsöhnen aus Kranenburg bei Kleve, die damals die Hinden-burg-Oberschule besuchten. In der Folgezeit entwickelte sich aus diesem Zusammentreffen mit den kunstbegeisterten Schülern eine enge Freundschaft.

1947
Beginn des Studiums an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, zunächst bei Josef Enseling.

1948
Fortsetzung des Studiums bei Ewald Matare, der -1933 als entartet entlassen -1946 wieder an die Düsseldorfer Akademie berufen worden war. Als Ordinarius für Plastik liess er seine Schüler vornehmlich Gebrauchsgegenstände herstellen, um so deren Sensibilität für das Material zu steigern.

«Aus diesem Grunde bin ich auch zu ihm gegangen. Es war schwer zu ihm zu kommen, und ich musste mich ungeheuer darum bemühen, denn er war ein Lehrertyp, der nur mit wenigen Schülern arbeitete. Er lehrte und arbeitete nicht in der Akademie – er war der Auffassung, dass man da nur verdorben würde -, sondern privat; als Atelier und Unterrichtsraum hatte er eine kleine Schnapsfabrik gemietet.»

1950
Beschäftigung mit den Romanen Ulysses und Finnegan’s Wake von James Joyce, mit Leonardo da Vinci und Paracelsus. Die Auseinandersetzung mit Leonardo schlug sich nieder in dem Titel G/ocondo/og/e für eine Zusammenstellung von Zeichnungen und Objekten im Hause van der Grinten in Kranenburg.

1951
Nach Beendigung des Studiums in Düsseldorf arbeitete Beuys vornehmlich für private Auftraggeber. Die erste derartige Arbeit war der Entwurf und die Ausführung des auf dem Friedhof in Büderich stehenden Grabsteins für Dr. Fritz Niehaus. Im Frühjahr begannen die Brüder van der Grinten ihre ausgiebige Sammeltätigkeit der Beuysschen Arbeiten mit dem Ankauf zweier Holzschnitte; schon im Herbst wurden zwanzig Zeichnungen hinzugekauft.

1952
Beuys erhielt als ehemaliger Meisterschüler Matares in einem alten, heute abgerissenen Trakt der Düsseldorfer Akademie ein Atelier, in dem er bis 1954 arbeitete.

Anlässlich der vom Verband der Eisenhüttenwerke, Düsseldorf, veranstalteten Ausstellung «Eisen und Stahl» entstand unter anderem eine kleine Pietä, die durch das Votum des Bildhauers Gerhard Marcks mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Im Auftrag der Edelstahlwerke Krefeld fertigte Beuys einen Brunnen, der im Hof des Kaiser Wilhelm Museums in Krefeld aufgestellt wurde. Auch aus der Beschäftigung mit Rudolf Steiner und dessen 1923 publizierter Vortragsreihe ober die Bienen entwickelte Beuys eine spezifische «Plastische Theorie».

1953
Vom 13. Februar bis 15. März zeigten die Brüder van der Grinten in ihrem Haus in Kranenburg die erste Beuys-Ausstellung mit Zeichnungen, sämtlichen Holzschnitten und allen plastischen Arbeiten (teilweise als Photodokumentation}; in reduzierter Form wurde diese Präsentation anschliessend im Von der Heydt-Museum in der Stadt Wuppertal ausgestellt. Der Düsseldorfer Sammler Joseph Koch liess von Beuys ein Grabkreuz anfertigen, das jedoch nie aufgestellt wurde. Eine Variante des Querbalkens ist als Eisenguss heute Teil von «Fond 0 mit Eisenplatte» (ehemalige Sammlung Ströher, Hessisches Landesmuseum Darmstadt) sowie der Arbeit «Doppelfond» (Sammlung Erich Marx, Berlin).

1954
Bis 1959 mietete Beuys ein weiträumiges Atelier in Düsseldorf-Heerdt. Unter anderem wurden dort für Marie Louise von Maltzahn Möbel entworfen und angefertigt.

1955-1957
Die Jahre 1955 bis 1957 waren geprägt von depressiven Erschöpfungszuständen. Diese von starken Zweifeln an der eigenen Arbeit bestimmte Phase resultierte aus einem physischen Kräfteverfall. Von April bis August 1957 lebte und arbeitete Beuys auf dem Hof der Familie van der Grinten in Kranenburg, wo er neue Kräfte schöpfte.

Bei dieser Krise «wirkten zweifellos Kriegsereignisse nach, aber auch aktuelle, denn im Grunde musste etwas absterben. Ich glaube diese Phase war für mich eine der wesentlichsten insofern, als ich mich auch konstitutionell völlig umorganisiert habe; ich hatte zu lange einen Körper mit mir herumgeschleppt. Der Initialvorgang war ein allgemeiner Erschöpfungszustand, der sich allerdings schnell in einen regelrechten Erneuerungsvorgang umkehrte. Die Dinge in mir mussten sich völlig umsetzen, es musste bis in die Physis hinein eine Umwandlung stattfinden. Krankheiten sind fast immer auch geistige Krisen im Leben, wo alte Erfahrungen und Denkvorgänge abgestossen beziehungsweise zu durchaus positiven Veränderungen umgeschmolzen werden. Sicher, viele Menschen erleben nie diese Phase der Umorganisation, aber wenn man hindurch kommt, erhält vieles, was vorher unklar oder nur vage angelegt war, eine ganz plausible Richtung. Eine derartige Krise ist ein Zeichen dafür, dass entweder eine Richtungslosigkeit vorliegt oder zu viele Richtungen angegangen wurden. Sie ist eine entscheidende Aufforderung, manches zu bereinigen und- in bestimmter Richtung zu neuen Ergebnissen zu kommen. Von da ab begann für mich eine systematische Arbeit an gewissen Grundprinzipien. Auch beschäftigte ich mich damals mitDada, ich suchte einen Schlussstrich unter diese Bewegung zu ziehen, was auch später wahrgenommen wurde, a/s ich mich nur äusserlich, organisatorisch, nicht aber inhaltlich mit den Neodadaisten, den Fluxus-leuten, die meist unter dem Dadabegriff arbeiteten, verband und gleichzeitig meinen eigenen Fluxusbegriff, unabhängig von Dada und Neodada, entwickelt habe.»

1958
Im alten Klever Kurhaus am Tiergarten erhielt Beuys einige Atelierräume. Nach Entwürfen aus dem Jahr 1953 entstand dort ein monumentales, drei Meter hohes Eichenkreuz sowie ein Tor für das Ehrenmal der Gemeinde Büderich. Es handelte sich um den grössten öffentlichen Auftrag, der, trotz heftiger Einwände Ewald Matares, zur Ausführung gekommen war.

1959
Am 19. September heiratete Beuys die Kunsterzieherin Eva Wurmbach, Tochter eines namhaften Zoologen, die er im Frühjahr 1958 in Düsseldorf kennengelernt hatte. «7958 und 1959 wurde die gesamte mir zur Verfügung stehende Literatur im naturwissenschaftlichen Bereich aufgearbeitet. Damals konkretisierte sich verschärft ein neues Wissenschaftsverständnis in mir. Durch Recherchen und Analysen kam ich zu der Erkenntnis, dass die beiden Begriffe Kunst und Wissenschaft in der Gedankenentwicklung des Abendlandes diametral entgegenstehen, und dass aufgrund dieser Tatsachen nach einer Auflösung dieser Polarisierung in der Anschauung gesucht werden muss, und dass erweiterte Begriffe ausgebildet werden müssen.»

1961
Auf Grund der Berufung an den Lehrstuhl für monumentale Bildhauerei der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf übersiedelte Beuys im März von Kleve nach Düsseldorf-Oberkassel, wo sich am Drakeplatz, fünfundzwanzig Jahre lang, Wohnung und Atelier befanden.
Zur Ausstellung von Zeichnungen, Aquarellen, Ölbildern und plastischen Bildern aus der Sammlung van der Grinten, die vom 8. Oktober bis 5. November im Städtischen Museum Haus Koek-koek in Kleve stattfand, erschien der erste Ausstellungskatalog mit Texten von Beuys sowie Hans und Franz Joseph van der Grinten.

1962
«Meine Fluxusaktivität begann 1962, als ich mit Nam June Paik über alle möglichen Aktivitäten sprach, die man machen könnte und vielleicht auch machen musste. Irgendwann trafen wir uns mit Maciunas, der in Wiesbaden bei der amerikanischen Armee war, um organisatorische Fragen, Programmgestaltungen und die Möglichkeit von Tourneen zu besprechen. Zunächst musste ja geklärt werden, welche Leute man für Aktivitäten überhaupt zusammentrommeln könnte. Ja, wir bemühten uns dann zu dritt, an verschiedenen Stellen irgend etwas zu organisieren an solchen Fluxus-Festivals. Während Madunas und Paik sich auf die Wiesbadener Aktion konzentrierten, die 1962 stattfand und an der ich mich, obwohl ich in der Teilnehmerliste aufgeführt werde, aus irgendwelchen Gründen nicht beteiligen konnte, bereitete ich das Düsseldorfer Festival für das darauffolgende Jahr an der Akademie vor. 1962 habe ich selbst an keiner Aktion teilgenommen. … Da ich tiefere Dimensionen und weitere Zusammenhänge ansprechen wollte, verstand ich nie, warum sich ein Grossteil der Fluxus-leute, die sich auch Neodadaisten nannten, aufDada beriefen und diesen Begriff sehr äusserlich als schockierendes Element benutzten. Das ist bis heute noch in Schwung, es gibt in Amerika und Kanada wieder neue dadaistische F/uxusbewegungen. Von dieser Perspektive gesehen ist Fluxus noch am Leben; ansonsten, hinsichtlich der eigentlich demonstrativen Aldionen, der Konzerte, der interdisziplinären Wirksamkeit, ist Fluxus tot.»

1963
In den Räumen der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf fand am 2. und 3. Februar in Form eines Colloquiums für Studenten das «Festum Fluxorum. Fluxus» statt. Am ersten Abend partizipierte Beuys mit der «Sibirischen Symphonie 1. Satz», am zweiten Abend mit der «Komposition für 2 Musikanten».

«Die Sibirische Symphonie war an sich eine Komposition für Klavier. Das fängt an mit einem freien Satz, den ich selbst erfunden habe, dann habe ich ein Stück von Eric Satie eingeblendet, dann wurde das Klavier präpariert mit kleinen Tonbergen, erst wurde aber der Hase an die Schiefer-Tafel gehängt. In diese kleinen Tonberge wurde jeweils ein Ast gesteckt, dann wurde, wie eine elektrische Hochleitung, ein Draht gelegt vom Klavier bis zu dem Hasen, und dann wurde dem Hasen das Herz herausgenommen. Das war alles, der Hase war natürlich tot. Das war die Komposition, hauptsächlich klanglich, und dann wurde noch etwas an die Tafel geschrieben mit Kreide. Das Photo hier zeigt die Vorbereitung der Aktion; das sind noch die Reste der Aktion von Emmet Williams mit allen möglichen Materialien auf dem Klavier und die räume ich jetzt ab, und jetzt fängt meine Aktion an. Das war die erste öffentliche Fluxusaktion. Meine erste überhaupt. Ich kann mich noch genau erinnern, wie mich der Dick Higgins ganz überrascht angeschaut hat; der hatte genau begriffen, dass diese Aktion mit einem dadaistischen Konzept überhaupt nichts zu tun hat; ich glaube, er hat gespürt, dass es sich um etwas handelt, das einen völlig anderen Stellenwert besitzt. Wenn ich mit dem Hasen, der innerhalb dieses Konzerts zum erstenmal real in Erscheinung tritt, eine inhaltliche Beziehung zum Ausdruck bringen will, zu Geburt und Tod, zur Verwandlung in Materie, so hat das nichts gemein mit neodadaisti-schem Bürgerschreckgetue.» (a. a. O., S. 55f.) Im Anschluss an einen Vortrag über Happenings, den Allan Kaprow am 18. Juli in der Galerie Rudolf Zwirner, Köln, hielt, machte Beuys seine erste Aktion mit Fett.
«An dem Abend bei Zwirner trat Fett zum erstenmal real als Material auf, mit dieser Fettkiste da. Das war ein sehr interessanter Abend, weil ich mit Kaprow über alle Themen diskutieren konnte. Seine Vorstellungen von Happening fand ich zumindest von den Begriffen her unhaltbar. Die ganze Nacht haben wir dann über theoretische Strukturen gesprochen. Aber ich glaube, er wollte nichtsehr viel davon wissen, vor allem wurde diskutiert über Fluxus kontra Happening. … Was die Materialien angeht, so habe ich eigentlich gar nichts Neues verwendet, sondern ich habe nur die in Fluxus angelegten Ideen weiterentwickelt und versucht, sie materiell umzusetzen.»
Am 14. September beziehungsweise am 11. Oktober beteiligte sich Beuys an Wolf Vostells «9 Nein De-Col!agen (Happening)» in der Galerie Parnass, Wuppertal, sowie an einer «Demonstration für den kapitalistischen Realismus», zusammen mit Konrad Lueg, Sigmar Polke und Gerd Richter im Möbelhaus Berges, Düsseldorf. Vom 26. Oktober bis 24. November Ausstellung von 282 Fluxus-Arbeiten aus der Sammlung van der Grinten, im ehemaligen Stall des Hauses van der Grinten in Kranenburg; der Katalog enthielt Texte von Franz Joseph und Hans van der Grinten; vierzig Katalogexemplaren war jeweils eine signierte Zeichnung beigegeben, Preis: DM 40,-.

1964
Vom 27. Juni bis 5. Oktober war Beuys mit Zeichnungen und Plastiken der Jahre 1951-1956 an der documenta 3 in Kassel beteiligt.
Am 20. Juli fand das «Festival der neuen Kunst – Actions / Agit-Pop / De-Collage / Happening / Events / Antiart / L’Autrisme / Art Total / Refluxus» in der Technischen Hochschule in Aachen statt. Die spektakulären Vorfälle in Aachen waren für Beuys, der mit den Titeln «Kukei, akopee-Nein!, Braunkreuz, Fettecken, Modellflecken» teilnahm, «unbedingt Auslöser eines Bewusswer-dungsprozesses, der immer mehr zu einer bewussten politischen Haltung führte. ..Ich füllte ein Klavier mit geometrischen Körpern, Bonbons, trockenen Eichenblättern, Majoran, einer Ansichtskarte des Aachener Doms und Waschpulver. Sehr locker, so dass es noch bespielbar war, der Klang jedoch durch die Füllung beein-flusst wurde… Das Klavier ist nicht von mir, sondern von seinen vorherigen Besitzern ruiniert worden. Es gehörte zum Einrichtungsmuff … Die Absicht: Das heilsame Chaos, heilsame Amorphisierung in eine gewusste Richtung, die bewusst eine erkaltete, erstarrte Vergangenheitsform, gesellschaftliche Konvention durch Auflösung erwärmt, und zukünftige Gestalt erst möglich macht.» (a. a. O., S.64f.)
Darauf folgte eine Aktion mit einem Kocher, «c/a wurde der Kocher aufgestellt, heiss gemacht. Dann wurden die Fettblöcke geschmolzen, und das Fett in dieser Fettkiste wurde erwärmt; das war wohl dieses ‚Kukei‘. Zu den ‚Modellfettecken‘ ist es nicht mehr gekommen, es war wohl dazwischen noch eine Aktion mit Filz, und als sie stattfand, und als ich diese Kupferstange, die jetzt in der Sammlung Ströher ist, mit dem Filz hochhob, da gab ’s eine einzige Explosion.»

Aufführung «DER CHEF THE CHIEF Fluxus Gesang» und im Anschluss daran Teilnahme an «BUS STOP», ein decollagistisches [von Wolf Vostell initiiertes] Ereignis für neun befreundete Personen, jedoch ohne Publikum/ Aufgeführt in Kopenhagen August 64 ab 20.30 am 30.8.64 Majudstillingen Charlottenburg. Als Live-Sendung wurde am 11. Dezember die Aktion «Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet» im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt. An der im Fernsehstudio aufgezeichneten Aktion nahmen auch Wolf Vostell, Bazon Brock und Tomas Schmit teil.

Synchron zu einer von Bob Morris geplanten New Yorker Veranstaltung kam am 1. Dezember in der Galerie Rene Block, Berlin, «DER CHEF THE CHIEF Fluxus Gesang» zur Aufführung.

1965
Das 24 Sfunden-Happening, das am 5. Juni von 0 Uhr bis 24 Uhr dauerte, fand unter Mitwirkung von Joseph Beuys (mit der Fluxus-Aktion«und;nuns… unter uns… landunter»), Bazon Brock, Charlotte Moormann, Nam June Paik, Eckart Rahn, Tomas Schmit und Wolf Vostell in der Galerie Parnass, Wuppertal, statt. Die Ausstellung «Joseph Beuys … irgendein Strang …» in der Galerie Schmela, Düsseldorf, wurde am 26. November mit der Aktion «wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt» eröffnet.

1966
Unter dem Titel «… mit Braunkreuz» veranstaltete die Galerie Rene Block, Berlin, vom 18. bis 24. Juni eine Ausstellung mit Zeichnungen von Joseph Beuys.

In der Aula der Düsseldorfer Kunstakademie suchte Beuys am 7. Juli seine Aktion «Infiltration Homogen für Konzertflügel, der grösste Komponist der Gegenwart ist das Contergankind» mit Hilfe von Wandtafel-Diagrammen den Zuschauern zu erläutern. Im Sommer hielt sich Beuys zusammen mit Per Kirkeby in Spanien auf.
Am 15. Oktober fand die Aktion «Eurasia und 32. Safz der Sibirischen Symphonie» (als Einleitungsmotiv die «Kreuzesteilung») in der Galerie 101, Gruppe Handwagen 13, Kopenhagen, statt. In der Galerie Rene Block, Berlin, schloss sich am 31. des Monats die nahezu identische Aktion «Sibirische Symphonie 1963, 32. Satz (Eurasia) Fluxus» an.
Vom 4. bis 23. November waren Handzeichnungen in der Galerie nächst St. Stephan, Wien, ausgestellt.

Die am 15. Dezember veranstaltete Aktion «MANRESA» mit Henning Christiansen und Bj0rn Norgaard in der Galerie Schmela, Düsseldorf, bezog sich auf die katalanische Ortschaft Manresa, in der Ignatius von Loyola längere Zeit in strenger Busse gelebt hatte.

1967
Zusammen mit dem Komponisten Henning Christiansen fand am 2. Juli in der Galerie nächst St. Stephan, Wien, die Aktion «Eura-sienstab 82 min fluxorum organum» statt. Vorangegangen war am 20. März von 13 bis 23 Uhr die Aktion «:»Hauptstrom» FLUXUS» mit der vom 21. bis 28. März dauernden Ausstellung «Fettraum» in der Galerie Franz Dahlem, Darmstadt.

Am 22. Juni wurde die Gründungsversammlung der «Deutschen Studentenpartei als Metapartei» von Beuys zusammen mit rund 200 Studenten vor der Kunstakademie in Düsseldorf abgehalten. Das Städtische Museum in Mönchengladbach zeigte vom 13. September bis 29. Oktober die Ausstellung «Parallelprozess l»; es handelte sich dabei um die erste umfassende Präsentation des Werkes von Joseph Beuys. Durch vertragliche Vereinbarung mit Beuys gingen die ausgestellten Arbeiten in den Besitz des Sammlers Karl Ströher über, unter der Voraussetzung, dass dieser wesentliche Werkteil «geschlossen erhalten bleibt und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird» (Verkaufsvereinbarung vom 23. Juni 1969).

1968
Der Ablauf der Aktion «EURASIENSTAB 82 min fluxorum organum» am 9. Februar in der Wide White Space Gallery, Antwerpen (zur Eröffnung der Ausstellung «Zeichnungen Fettplastiken», vom 10. Februar bis 5. März), war annähernd identisch mit der gleichnamigen Aktion in der Galerie nächst St. Stephan am 2. Juli 1967. Anlässlich der Aktion, die zweiundachtzig Minuten dauerte, wurde der Film «Eurasienstab» gedreht. Vom 23. März bis 5. Mai schloss sich im Stedelijk van Abbemuseum in Eindhoven die Ausstellung «Schilderijen, objecten, tekeningen» an (Übernahme der Mönchengladbacher Ausstellung).

Der von Karl Ströher erworbene Werkkomplex wurde im Rahmen der gesamten Ströher-Sammlung vom 15. Juni bis 5. August im Haus der Kunst in München gezeigt (weitere Stationen der Ausstellung: Kunstverein Hamburg, Nationalgalerie Berlin, Kunsthalle Düsseldorf).

Mit einer «Raumplastik» war Beuys vom 27. Juni bis 6. Oktober auf der documenta 4 in Kassel vertreten. Die gezeigten Arbeiten befinden sich heute zum grössten Teil im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt (ehemals Sammlung Ströher).
Im Anschluss an eine Aktion zeigte das Künstlerhaus Nürnberg vom 20. Juli bis 15. September «Raum 563 x 491 x 563, Fettecken und auseinandergerissene Luftpumpen».

In der Kölner Galerie Art Intermedia fand am 14. Oktober die Aktion «Vakuum • • Masse Simultan = Eisenkiste halbiertes Kreuz Inhalt 20 kg Fett 100 Luftpumpen» statt.

Am 24. November unterzeichneten neun Düsseldorfer Akademieprofessoren ein Misstrauensmanifest gegen ihren Kollegen Beuys.

1969
Die Galerie Rene Block in Berlin veranstaltete anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «Blockade ’69» am 27. Februar in der Akademie der Künste die Aktion «Ich versuche dich freizulassen (machen)»; randalierende Zuschauer beendeten die Veranstaltung vorzeitig. An diesem Abend lernte Beuys Heiner Bastion kennen, der in den folgenden Jahren ein enger Mitarbeiter des Künstlers wurde.
Mit Henning Christiansen kam am 27. März das Fluxus-Konzert «… oder so//en wir es verändern ?» im Städtischen Museum, Mönchengladbach, zur Aufführung.

Anlässlich der experimenta 3 veranstaltete die Deutsche Akademie der darstellenden Künste, Frankfurt a. M., am 29. und 30. Mai die Aktion «Titus/lphigenie» von Joseph Beuys, Johann Wolfgang Goethe, Claus Peymann, William Shakespeare und Wolfgang Wiens.

Das Kunstmuseum in Basel zeigte vom 5. Juni bis 31. August eine Ausstellung von «Zeichnungen 1946 bis 1967» aus den Sammlungen van der Grinten, Kranenburg, und Ströher, Darmstadt, und vom 16. November bis 11. Januar 1970 «Werke der Sammlung Karl Ströher». Das Kunstmuseum Luzern richtete den «Fettraum» ein.

1970
Beuys gründete am 2. März in der Folge der «Deutschen Studentenpartei» die «Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung» (Informationsstelle, Düsseldorf, Andreasstr. 25). Am 24. April eröffnete das Hessische Landesmuseum in Darmstadt seine neue Abteilung mit der Sammlung Ströher und dem darin enthaltenen umfassenden Werkkomplex von Beuys, dem sogenannten «Beuys-Block».
Während der Gruppenausstellung «Strategy: get arts, Contem-porary Art from Düsseldorf» im Edinburgh College of Art, Edinburgh, wiederholten Beuys und Henning Christiansen vom 26. bis 30. August zehnmal die vierstündige Aktion «Ce/f/’c (Kinloch Ran-noch) Schottische Symphonie».

In Daniel Spoerris Eat Art Galerie, Düsseldorf, fand am 30. Oktober die Aktion «Freitagsobjekt ‚la gebratene Fischgräte’» statt. Im Keller der Staatlichen Kunstakademie, Düsseldorf, fand am 24. November die Aktion «>4cf/on the dead mouse» im Rahmen von Terry Fox‘ Aktion «Isolation Unit» statt.

1971
Im Januar plante Beuys eine Freie Akademie und ein internationales Kommunikationszentrum in Düsseldorf. «Celtic», 1970 für die Festspiele in Edinburgh konzipiert, kam am 5. April in ähnlicher Form mit der Aktion «Celtic +—» in Basel, in der ungewöhnlichen Umgebung der Rohbauten für Zivilschutzräume erneut zur Aufführung. Die Feier zum 50. Geburtstag von Joseph Beuys am 12. Mai in der Staatlichen Kunstakademie, Düsseldorf, wurde zur Aktion «Raum 20».

Während der experimenta 4 in Frankfurt vom 26. Mai bis 6. Juni veranstaltete Beuys einen Dialog mit einem Studenten aus Togo als Schauspiel unter dem Titel «Wer isf noch an politischen Parteien interessiert?»

Mit der Gründung der «Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung (freie Volksinitiative e. V.), Düsseldorf, Andreasstr. 25» am 1. Juni wurde die vorwiegend auf die Belange der Kunstakademie beschränkte «Studentenpartei als Metapartei» abgelöst.

Die Aufgabenstellungen der «Organisation für direkte Demokratie», das heisst die wesentlichen politischen Aspekte der Arbeit von Beuys, wurden unter anderem am 18. Juni in der «Aktion mit der Tragetasche», auf der Kölner Hohe Strosse, öffentlich diskutiert.
Mit der Aufnahme von 142 abgewiesenen Studenten in seine Klasse wies Beuys auf die Unzulänglichkeiten bestehender Hochschulstrukturen hin.

«Das bedeutet nicht, dass sich die Studenten bei mir häuslich niederlassen dürfen, wie so oft in falscher Interpretation behauptet wird, sondern sie werden von mir gewissenhaft überprüft, ob ein Studium an der Kunstakademie für ihr Leben einen gewissen Studienwert haben kann. Für mich ist die bestehende Praxis nicht mehr zu verantworten, dass sich die Immatrikulation anhand einer vorgelegten Zeichnungsmappe entscheidet; denn meine Erfahrungen mit diesem Auswahlprinzip sind sehr negativ gewesen. Meine interessantesten Schüler waren gerade nicht in den Reihen derer zu suchen, die glänzende Mappen vorgelegt haben, sondern unter denjenigen, die man abgewiesen hat.»

Vom 17. August bis 5. September wurde im Stedelijk van Abbemuseum, Eindhoven, die Installation «Vbg//o vedere le mie mon-tagne» gezeigt.
Eine «Aktion im Moor» (Bog Action) fand am 16. August am Rand der Zuider Zee bei Ostende statt.

Am 17. September eröffnete Schmela sein neues Galeriehaus in Düsseldorf mit einer Beuys-Ausstellung. Unter dem Titel «Videodoppel» waren die Bandaufzeichnungen der Aktionen zu sehen. Beuys besetzte am 15. Oktober das Sekretariat der Kunstakademie, um ein Gespräch mit dem Wissenschaftsminister Rau zu erzwingen; es ging um die Zulassung von sechzehn abgewiesenen Studienbewerbern.

Aus seinem Streit mit dem Wissenschaftsministerium zog Beuys am 1. November die Konsequenz mit der Gründung des «Komitees für eine Freie Hochschule». Die Demonstration gegen die Erweiterung der Rochus-Club-Tennisanlage in Düsseldorf führte am 14. Dezember zur Aktion «überwindet endlich die Parteiendiktatur.»

Am 18. Dezember sprach Beuys zum Thema «Kunst = Mensch» im Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld. Eine ähnliche Vortragsveran-staltung folgte am 19. Januar 1972 im Essener Folkwang Museum.

1972
Die «Information-Action» in der Täte Gallery und der Whitecha-pel Gallery in London am 26. und 27. Februar hatte vornehmlich politischen Charakter.

Die Karfreitagsaktion «Friedensfeier» zusammen mit Jonas Hafner fand am 31. März vor dem Mönchengladbacher Münster statt.
«Mit dem Begriff vom Frieden ist in der geschichtlichen Entwicklung sehr viel Unfug getrieben worden. Ursprünglich war ‚Frieden‘ sicher ein ungeheuer aktiver Begriff, der jedoch im Laufe der Zeit einen Besänftigungscharakter erhalten hat. Wenn man Krieg und Kampf auf die Bewusstseinsebene überträgt und damit die äusseren Kriege vermeidet, dann hat man einen positiven Zustand von Frieden erreicht. Der Ideenkrieg mit sich selbst wäre der eigentliche wünschenswerte Frieden.» Unter dem Titel «La Rivoluzione siamo Noi» wurde am 21. April im Centro d’lnformazione Alternative, Palazzo Taverna in Rom, mit Renato Guttuso und dem Publikum diskutiert. Während der Umzüge zum 1. Mai fegte Beuys mit einem roten Besen den Bürgersteig am Karl-Marx-Platz in Berlin; die Aktion «AUSFEGEN» wurde von der Galerie Rene Block initiiert. An der Podiumsdiskussion vom 19. Mai in der Staatlichen Kunstakademie, Düsseldorf, über eine «Freie Schule für Kreativität» waren Joseph Beuys, Johannes Cladders, Erwin Heerich, Alfred Schmela, Hans van der Grinten und Willi Bongard beteiligt. Am 15. Juni fand in der Galerie von Lucio Amelio in Neapel die Aktion «Wex agnus casfus» statt.

Vom 30. Juni bis 8. Oktober unterhielt Beuys auf der documenta 5 ein Informationsbüro der «Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung». Während der hundert documenta-Tage war er täglich in diesem Informationsbüro anwesend und diskutierte mit den Besuchern über die Idee der direkten Demokratie und ihre Möglichkeiten der Verwirklichung. Mit der «Abschiedsaktion» am 8. Oktober, dem «Boxkampf für direkte Demokratie durch Volksabstimmung» (Beuys gegen Abraham Christian Moebuss), wurde das Informationsbüro in Kassel geschlossen.

Am 10. Oktober besetzte Beuys mit vierundfünfzig Studienbewerbern und Studenten das Sekretariat der Kunstakademie, um mit dieser Aktion das Recht auf gleiche Bildungschancen durchzusetzen. Daraufhin kündigte der Wissenschaftsminister Rau fristlos das Dienstverhältnis als Professor an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf wegen Hausfriedensbruch.

1973
Am 27. April erfolgte die Gründung des «Vereins zur Förderung einer Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung» durch Beuys, Klaus Staeck, Georg Meistermann und Willi Bongard.

In der Richard Demarco Gallery in Edinburgh fand am 20. August die Veranstaltung «Midday to Midnight, 12 hours lecture» statt. Beuys überquerte am 20. Oktober in einem von Anatol Herzfeld gebauten Einbaum in Düsseldorf den Rhein; mit dieser symbolischen Aktion wollten die Studenten Beuys an die Akademie zurückholen.

1974
In Hannover hielt Beuys am 8. Februar anlässlich einer Tagung zum Thema «Gesellschaft im Umbruch» einen Vortrag mit dem Titel «Kunst im Wirtschaftsbereich»; hervorgehoben wurde insbesondere Rudolf Steiners Bedeutung für eine freiheitlich-demokratische Sozialismus-Konzeption.

Zusammen mit dem Schriftsteller Heinrich Böll wurde im Februar eine «Freie Hochschule» in Düsseldorf gegründet. Im Museum of Modern Art in Oxford wurde vom 7. April bis 12. Mai unter dem Titel «7rie secret block for a secret person in Ireland» eine umfassende Präsentation von 327 im Besitz von Beuys verbliebenen Zeichnungen und Gouachen aus den Jahren 1936-1972 gezeigt. Der inzwischen auf 456 Arbeiten ergänzte «Secref block» befindet sich heute in der Sammlung Erich Marx, Berlin.

Während der Aktion «/ like America and America likes Me» in der Galerie Rene Block, New York, vom 23. bis 25. Mai, lebte der Künstler drei Tage mit einem wilden Kojoten in einem Raum der Galerie.

Die im Juni in der Ronald Feldman Gallery, New York, gezeigte Installation «Hearth l/Feuerstätte» wurde 1977 vom Kunstmuseum Basel erworben.

In der vom 30. Oktober bis 24. November dauernden Ausstellung «Art into Society-Society into Art» im Institute of Contemporary Art, London, entstand das Environment «Direction ofEnergies to a New Society/Richtkräfte»; es wurde 1975 in der Galerie Rene Block, New York, erneut aufgebaut, ergänzt und 1976 von der Nationalgalerie, Berlin, angekauft.

Im Herbst 1974 und Anfang 1975 entstanden über 200 Zeichnungen (heute im Besitz der Dia Art Foundation, New York); Anlass dafür war die Anregung, zur Veröffentlichung der beiden 1965 wiederentdeckten Skizzenbücher Codices Madrid von Leonardo da Vinci ein eigenes, selbständiges Skizzenbuch zu schaffen. Während des Wintersemesters 1974/1975 wurde Beuys mit einer Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg betraut.

1975
Ein vierzehntägiger Aufenthalt mit dem Photographen Charles Wilp führte Beuys im Januar nach Kenia. Am 20. Februar hob das Bundesarbeitsgericht in Kassel ein Urteil des Landesarbeitsgerichts auf, in dem die Kündigung von Beuys als wirksam erklärt worden war.

1976
Im Januar rechtfertigte das Düsseldorfer Landesarbeitsgericht nach acht Verhandlungstagen die fristlose Kündigung des Dienstvertrages vom Oktober 1972.

«Zeige deine Wunde», ein für die Galerie Schellmann und Klüser geschaffenes Environment, wurde vom 13. Februar bis 6. März im Kunstforum München gezeigt und 1979 von der Städtischen Galerie, München, erworben.

Beuys erhielt am 8. Mai die Ehrendoktorwürde des Nova Scotia College of Art and Design in Halifax.
Im Mai entschloss sich Beuys zu einer Kandidatur für den deutschen Bundestag als Kandidat der Aktionsgemeinschaft unabhängiger Deutscher in Nordrhein-Westfalen. Die Arbeit «Strassenbahnhaltestelle l» (heute Rijksmuseum Kröl-ler-Müller, Otterlo) wurde auf der 37. Biennale in Venedig vom 18. Juli bis 10. Oktober gezeigt; eine zweite, gleichzeitig geschaffene Fassung befindet sich in der Sammlung Erich Marx, Berlin. Vom 5. November 1976 bis 2. Januar 1977 fand die Ausstellung «mit-neben-gegen/Joseph Beuys und die Künstler der ehemaligen und jetzigen Beuys-Klasse» im Frankfurter Kunstverein, Frankfurt a. M., statt.

1977
Einrichtung der «Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung e.V.» sowie Installation der «Honigpumpe am Arbeitsplatz» (heute Museum Louisiana, Hum-lebaek) während der documenta 6 in Kassel, vom 24. Juni bis 2. Oktober.
Für die vom 3. August bis 13. November in Münster veranstaltete Ausstellung «Skulptur» entstand die monumentale Arbeit «Unschlitt/Tallow». Die mächtigen Blöcke sind das grösste Objekt von Beuys; es befindet sich in der Sammlung Erich Marx, Berlin.

1978
Die Stadt Krefeld zeichnete Beuys am 14. Januar mit der Thorn-Prikker-Ehrenplakette aus.

Das Bundesarbeitsgericht in Kassel erklärte am 7. April die fristlose Kündigung von Beuys als Professor an der Düsseldorfer
Kunstakademie als rechtswidrig. Die Ernennung zum Mitglied der Akademie der Künste in Berlin erfolgte am 6. Mai.

«In memoriam George Maciunas» fand ein Klavierduett von Beuys und Nam June Paik am 7. Juli in der Aula der Staatlichen
Kunstakademie in Düsseldorf statt. Den Ruf an die Hochschule für angewandte Kunst in Wien vom 30. September lehnte Beuys am 15. Februar 1979 ab.Am 24. November erfolgte ein Vergleich zwischen Beuys und dem nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium . Das Beuys-Manifest «Aufruf zur Alternative» erschien am 23. Dezember in der Frankfurter Rundschau.

1979
In der Galerie nächst St. Stephan, Wien, wurde vom 22. Februar bis 10. März die Installation «Basisraum Nasse Wäsche» gezeigt. Die erste Begegnung mit Andy Warhol fand am 18. Mai in der Galerie Hans Mayer, Düsseldorf, statt. Im Auftrag der Grünen kandidierte Beuys im Mai für das Europaparlament. Am 9. September verlieh die Stadt Goslar ihren Kunstpreis an Beuys. Als alleiniger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zeigte Beuys vom 3. Oktober bis 9. Dezember auf der XV. Biennale in Säo Paolo die monumentale, später von der Dia-Art Foundation, New York, gekaufte Arbeit «Brazilian Fond (Fond V)». Eine gross angelegte Retrospektive veranstaltete das Guggen-heim Museum in New York vom 2. November 1979 bis 2. Januar 1980.

1980
Vom 1. Juni bis 28. September war Beuys an der 39. Biennale in Venedig mit der Arbeit «Das Kapital Raum 1970-1977» beteiligt. Gleichzeitig stellte Warhol seine Beuys-Portraits aus. Die Installation «Wirtschaftswerte» war Beuys‘ Beitrag zur Ausstellung «Kunst in Europa nach 1968», die in Gent vom 21. Juni bis 31. August zu sehen war.

Die Raumskulptur «Sfr/pes from ffie fiouse of the shaman 1964-1972» wurde in der Anthony d’Offay Gallery, London, zusammen mit Zeichnungen vom 13. August bis 10. September gezeigt. Die Ernennung zum Mitglied der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Stockholm erfolgte am 24. November. Anlässlich der Ausstellung «Zeichen und Mythen» im Bonner Kunstverein entstand die Arbeit «Vor dem Aufbruch aus Lager l». In Darmstadt wurde die Sammlung Ströher durch teilweisen Verkauf an die Stadt Frankfurt aufgelöst. Den vollständigen «Beuys-Block» erwarb ein Freundeskreis des Künstlers, um ihn, bis auf weiteres, im Darmstädter Landesmuseum zu belassen.

1981
Für die Ausstellung «Art Allemagne Aujourd’hui» im Musee d’Art Moderne de la Ville de Paris (17. Januar bis 8. März) und im Juni im Museum Boymans-van Beuningen in Rotterdam fertigte Beuys die Installation «Grond». In Neapel entstand ab 17. April die Arbeit «Terremofo in Pa/azzo», anlässlich einer Ausstellung zugunsten der Erdbebenopfer. Vom 31. Oktober bis 31. Dezember fand eine Ausstellung von multiplizierten Objekten aus der Sammlung Ulbricht in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ostberlin statt.

1982
Das Environment «Letzter Raum? Last Space? Dernier Espace? 1964-1982» (heute Staatsgalerie Stuttgart) wurde für eine Ausstellung in der Galerie Durand-Dessert, Paris, installiert (30. Januar bis 20. März) und anschliessend in London in der Galerie d’Offay vom 27. März bis 12. Mai gezeigt. Am 10. Juni fand unter dem Titel «Sonne statt Reagan» eine Friedensdemonstration auf den Rheinwiesen in Bonn statt. Zur Eröffnung der documenta 7 (19. Juni bis 28. September) pflanzte Beuys die ersten von «7000 Eichen» in Kassel. Damit begann eine langjährige Aktion, die grosse, internationale Beachtung fand.

Reise nach Australien vom 4. bis 8. August zum Aufbau der Installation «Sfr/pes from f/ie house ofthe shaman 1964-1972», die von der Australian National Gallery in Canberra erworben wurde. Zur Ausstellung «Zeitgeist» im Martin-Gropius-Bau in Berlin vom 16. Oktober 1982 bis 16. Januar 1983 installierte Beuys im Lichthof das monumentale Environment «Wer/csfarf». Am 27. Oktober führte Beuys ein Gespräch mit dem Dalai Lama in Bonn. Teilnahme am Parteitag der Grünen in Hagen (12. bis 24. November).

1983
Bei dem Giesser Herman Noack in Berlin begann Beuys im Februar mit der Arbeit an umfangreichen Bronze- und Aluminiumgüssen nach Objekten der «Zeitgeist»-Wer/cstarf; es entstand daraus in jeweils fünf Exemplaren das vielteilige Environment «Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch 1958-1985». Auf der zweiten Station der Ausstellung «Der Hang zum Gesamtkunstwerk» in Düsseldorf (20. Mai bis 10. Juli) und gleichfalls in der Galerie Schmela installierte Beuys je eine Raumskulptur mit dem Titel «Das Ende des 20. Jahrhunderts».
Vom 11. Dezember 1983 bis 15. Januar 1984 zeigte die Galerie Konrad Fischer in Düsseldorf die Installation «Hinter dem Knochen wird gezählt – SCHMERZRAUM».

1984
Die Stadt Bolognano ernannte Beuys am 13. März zum Ehrenbürger.
In Kassel wurden annähernd 3500 Eichen des documenta-Pro-jekts gepflanzt.
Vom 6. Juli bis 31. Dezember wurde die Installation «Terremoto m Pa/azzo» in der Villa Campolieto in Ercolano gezeigt. Anlässlich der auf der Sammlung Ulbricht basierenden Ausstellung, die das Seibu-Museum of Art in Tokyo vom 2. Juni bis 2. Juli zeigte, fand am 2. Juni das Konzert «Coyofe III» mit Beuys und Nam June Paik statt.

In der Kunsthalle Tübingen war vom 8. September bis 28. Oktober erstmals eine umfassende Auswahl der «Ölfarben» aus den Jahren 1949 bis 1967 zu sehen.

Die Skulptur «O//Vesfone» wurde Mitte Dezember im Castello di Rivoli in Turin aufgebaut.

1985
Das letzte Ausstellungsprojekt, das in Zusammenarbeit mit Joseph Beuys konzipiert werden konnte, zeigte die Kunsthalle Tübingen vom 2. März bis 14. April unter dem Titel «7000 Eichen»; zu sehen waren Arbeiten von vierunddreissig Künstlern, die diese zur Unterstützung des Kasseler Stadtverwaldung-Projektes gestiftet harten.

Die beiden Versionen der Arbeit «Nasse Wäsche Jungfrau» wurden vom 13. bis 24. April in Raum 3 der Staatlichen Kunstakademie, Düsseldorf, fertiggestellt.

Die Rauminstallation «Plight» war vom 8. Oktober bis 21. Dezember in der Anthony d’Offay Gallery in London zu sehen. Die vom Centre Georges Pompidou, Paris, erworbenen Werke «Fond V///2» und «Infiltration homogen für Konzertflügel» wurden von Beuys am 3. und 4. Dezember in den Räumen des Museums installiert. Die Rauminstallation «Pa/azzo Regale» wurde am 23. Dezember im Museo di Capodimonte in Neapel eröffnet. Dieses letzte Environment bestand aus zwei vergoldeten Messingvitrinen mit verschiedenen Aktionsrelikten und Erinnerungsstücken sowie sieben grossen, mit Blattgold bestrichenen Messingtafeln an den Wänden des Ausstellungsraumes.

1986
Beuys erhielt am 12. Januar den Wilhelm Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg. Joseph Beuys starb am 23. Januar in Düsseldorf.

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